Bibliophilie

Wielands Ruhm spiegelt sich in der Buchkunst bis zur Gegenwart. Die immense Hochschätzung, die ihm das frühe 19. Jahrhundert entgegenbrachte, zeigt sich etwa an Vinzenz Degens Prachtdruck der ›Musarion‹ von 1808. Streng genommen ein Nachdruck, wurde es nicht für den Verkauf produziert. Degen sandte die wenigen gedruckten Exemplare als Werbedruck nur an hochstehende Persönlichkeiten – darunter Wieland, der sich von Degens Meisterwerk beeindruckt zeigte. Der Band sollte später zusammen mit dem ›Oberon‹ der Fürstenausgabe bei der Aufbahrung des Dichters im Bertuchhaus aufgestellt werden.

Auch der Historismus pflegte eine nicht weniger große Anhänglichkeit zum Großformat. Die Piloty-Schüler Gabriel Max und Gustav Adolf Closs gaben Wielands ›Oberon‹ in der Göschen-Monumentalausgabe von 1869 mit pseudomittelalterlichen Zügen eine fast wagnerianische Anmutung, während ihr phantastischer Orientalismus Anleihen bei Gustave Doré, dem bekanntesten französischen Buchillustrator der zweiten Jahrhunderthälfte, nahm.

Josef Hegenbarth, ein Meister der Buchillustration im 20. Jahrhundert, wandte sich schon zu Anfang seiner Illustratorenlaufbahn Wielands zu. Für ›Oberon‹ schuf er zwischen 1922 und 1924 vierzig Zeichnungen. Erst 1991 wurde eine Auswahl aus dem Zyklus publiziert.

Ab 1900 kamen die sogenannten Pressendrucke in Mode, aufwendig produzierte, meist reich illustrierte Luxusdrucke in Kleinstauflagen. Erotische Themen steigerten die Exklusivität, vor allem, wenn die Bücher nur als Privatdruck vertrieben werden durften. Als solchen gab der Hesperos-Verlag 1920 Wielands ›Idris und Zenide‹ mit expliziten Illustrationen eines Lusch Luri heraus, offensichtlich ein Pseudonym, hinter dem sich wohl der Jugendstilkünstler Rolf Schott verbarg.

Eigenartigerweise erschien ein Werk Wielands auch in der Reihe der ›Nibelungendrucke‹. Für ›Geron der Adelige‹ schuf Alois Kolb Holzschnitte, die auf die Kunstauffassung des Nationalsozialismus vorausweisen. Sich weiter von Stil und Thematik Wielands zu entfernen, scheint kaum möglich. Allerdings wäre auch kaum ein anderes Werk Wielands als Vorlage für einen derartigen Illustrationsstil denkbar wie diese düster-heroische Verserzählung aus dem Artus-Sagenkreis, die sich von seinem sonstigen Schaffen singulär abhebt.

Ganz anders der junge Wiener Julius Zimpel, ein Neffe Gustav Klimts: Der vor allem als Buchillustrator und im Kunstgewerbe tätige junge Künstler versah Wielands Roman ›Don Sylvio von Rosalva‹ mit dekorativen, farbenfrohen Lithographien, die sich von den phantastischen Elementen und dem spanischen Ambiente des Romans inspirieren ließen.

Auch die graphischen Künste des späten 20. Jahrhunderts fanden an Wieland Gefallen, wandten sich aber verstärkt seiner Märchendichtung zu. Gabriele Mott-Dreizler fertigte 1990 verspielte Radierungen zu Wielands satirischem Kunstmärchen ›Geschichte des Prinzen Biribinker‹, die auch die erotischen Aspekte der Handlung gebührend herauszuheben suchen.