Der für Wieland wichtigste Verleger Zürichs war Salomon Geßner – selbst ein bedeutender Autor und Illustrator. Seine ›Idyllen‹ von 1756 waren ein europaweiter literarischer Erfolg. Nicht wenig trug auch die konsequente Verwendung der Antiqua-Schrift zur Verbreitung seiner Werke bei. 1762 veröffentlichte er eine repräsentative vierbändige Ausgabe seiner ›Schriften‹, die er mit eigenen Vignetten reich verzierte.
Ab 1773 begann Geßner, von dem Erfolg ermutigt, mit der Produktion großformatiger Luxusausgaben seiner Werke. Um ein internationales Publikum anzusprechen und das verlegerische Risiko gering zu halten, veröffentlichte er den üppig illustrierten Quartdruck eigener neuer Dichtungen zunächst auf Französisch.
Geßners Ruhm provozierte besonders im illustrationshungrigen Frankreich kostspielige Verlagsprojekte: Der Künstler François Le Barbier veröffentlichte eine verschwenderisch illustrierte Geßner-Prachtausgabe, die auch während der Krisenjahre der Französischen Revolution ihre Abnehmer fand. In seiner Rezension der Ausgabe Le Barbiers sah Wieland in der Produktion derartiger Luxusgüter für die Reichen »beinahe das einzige Mittel, wodurch dem Unheil der übermäßigen Ungleichheit gesteuert und das große Rad im Gang erhalten wird, von dessen beständigem Umwälzen das Leben der politischen Körper abhängt.«
Obwohl Wieland und Geßner seit 1753 freundschaftlich verbunden waren, so agierten sie doch in ihrer Rolle als Autor und Verleger professionell: Seit den späten 50er Jahren verfolgte Wieland das Ziel freier Autorschaft. Deshalb forderte er seitdem für seine Werke prinzipiell Honorar. Geßner war einer der ersten Verleger, der dies anerkannte.
Zur Kooperation reizte sicherlich auch die ästhetisch ansprechende Ausstattung der Geßnerschen Verlagswerke. Bereits Wielands ›Lobgesang auf die Liebe‹ von 1753 zierte eine kleine Titelradierung Geßners. Ein gelungenes Beispiel für Geßners Darstellungsweise ist etwa die Vignette zu Wielands ›Cyrus‹ von 1759, in der die kriegerischen Trophäen zur Idylle umgeschaffen sind, womit Wielands Abneigung gegen den Siebenjährigen Krieg subtil ins Bild gesetzt ist. Die reichste Ausstattung ließ Geßner Wielands epochaler Shakespeare-Übersetzung zuteil werden: Neben einem gestochenen Bandtitel schmückte jedes der Dramen eine originelle Kopfvignette.
Umso enttäuschter war Wieland, als die ›Comischen Erzählungen‹ 1765 und die ›Geschichte des Agathon‹ 1766/67, zwei seiner Hauptwerke im Geßnerschen Verlag, ohne eine solch gediegene Ausstattung erschienen. Grund dafür waren Zensurprobleme, weswegen der wahre Erscheinungsort sowie Verlag und Autor ungenannt bleiben mußten. Die befürchteten Vertriebsschwierigkeiten und die unterdrückte Verlagsnennung ließen geringere Einnahmen erwarten; Buchschmuck war verräterisch und werbeunwirksam. Die anhaltenden Züricher Zensurprobleme sollten beide bald schon ihre Zusammenarbeit beenden lassen.