Satiren des Horaz. 1786. Bearbeitet von Ernst A. Schmidt
In diesem Herbst erscheint als Teil von Band 19.1 der kritischen Ausgabe der Werke Christoph Martin Wielands (Oßmannstedter Ausgabe) die Übersetzung der Satiren des Horaz auf der Grundlage der Erstausgabe: Horazens Satyren aus dem Lateinischen übersezt und mit Einleitungen und erläuternden Anmerkungen versehen von C. M. Wieland. Zwei Teile, Leipzig 1786. Wie schon dort ist auch dieser Neuedition der Originaltext (in der Form, den er bei Wieland hat) beigegeben. Die Leser erwartet eine deutsche Dichtung der Aufklärung (im selben Jahr Kant, Was ist Aufklärung?, Mozart, Hochzeit des Figaro) im aufgeklärten Absolutismus und in der Anfangsphase der Weimarer Klassik. Diese Dichtung stellt sich selbstbewußt neben die lateinischen Gedichte aus der Schlußphase der Bürgerkriege vor der Errichtung der Monarchie in Rom. Die horazischen Satiren sind, wie der Leser und Übersetzer Wieland (nicht freilich der Gelehrte) verstanden hat, nicht satirisch im nachjuvenalschen und modernen Sinn; Horaz und Wieland präsentieren lebendige und unterhaltende Reflexionen und Belehrungen zu der Aufgabe, wie eine Maßethik, die sich in Zufriedenheit realisiert, glücklich machen und Glück sichern kann. Was beiden an Rigorismus und Dogmatismus fehlt, machen sie durch Grazie, Witz, Urbanität und Lebensklugheit wett. Dem Übersetzer und Dichter Wieland gesellt sich der Altertumsgelehrte, der seine Übersetzung begründet und die Satiren erklärt (historisch, archäologisch, realienkundlich, metrisch).