Aufgrund der technischen und technologischen Gegebenheiten war der frühe Buchdruck eine heikle Angelegenheit: Das Holz der Presse verzog sich feuchtigkeits- und temperaturbedingt, der starke Druck trug das Seinige dazu bei, die fixierte Druckform lockerte sich, die gefärbten Bleilettern verschmutzten und verbrauchten sich, blieben zuweilen am Papier haften und wurden dadurch aus der Druckform gezogen. Leicht konnte es so zu Änderungen und Fehlern innerhalb einer Auflage kommen. Dies und die sich im Druck zunehmend verschleißende Kupferplatte sowie individuelle Bindung machen jedes Buch der Handpressenzeit zu einem Unikat.
Beim Kupferstich wird die Farbe nicht auf die aus der Druckform herausragenden Bilderstellen aufgetragen, sondern in die tieferliegenden Rillen der Kupferplatte eingebracht. Hierfür graviert der Stecher die Darstellung in eine Kupferplatte. Das weiche, saugfähige Papier wird dann mit einer Walzenpresse tief in die Gravuren gepresst, so daß sich die Farbe auf das Papier abdrückt. Deshalb lassen sich bei Kupferstichen oft die Plattenränder erkennen; auch die erhabenen Linien der Farbe auf dem Blatt lassen sich ertasten, wie bei Banknoten, wo das Tiefdruckverfahren noch heute angewendet wird.
Da sich Buchdruck und Kupferstich wegen der gegensätzlichen Druckverfahren nicht in einem Arbeitsgang erledigen ließen, Buchdrucker und Kupferstecher zudem in unterschiedlichen Zünften organisiert waren, war die Ausstattung eines Buches mit vielen Kupferstichen aufwendig und ging mit einem hohen finanziellen Risiko einher.
Seit dem 17. Jahrhundert erfreuten sich reich illustrierte Ausgaben besonders in Frankreich großer Beliebtheit. Ab 1750 schätzte man vornehmlich kleinformatige Bändchen mit grazilen Vignetten – eine Mode, die sich auch im deutschsprachigen Raum durchzusetzen begann, obwohl die Kunst des Kupferstichs hier noch nicht die Höhe erreicht hatte wie in Frankreich.