Bestandsgeschichte

Ihren Bestand verdankt die Forschungsbibliothek neben privaten Spenden und Leihgaben auch der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, die für das Forschungszentrum einen Sonderstandort Wielandgut eingerichtet und ihn mit ca. 400 Büchern aus dem eigenen Magazinbestand ausgestattet hat. Ein Großteil dieses Bestands stammt aus dem Vorlaß des Wielandforschers Hansjörg Schelle. Darüber hinaus sind dank großzügiger Schenkung in die Forschungsbibliothek zwei umfangreichere Nachlässe eingegangen.

Bücher aus der Bibliothek Professor Dr. Jürgen Jacobs’

Eva Jacobs überließ dem Wieland-Forschungszentrum 2014 aus der Bibliothek ihres Mannes, des Juristen, Germanisten und Wieland-Forschers Professor Dr. Dr. Jürgen Carl Jacobs (1936 – 2011), ein Konvolut antiquarischer Bücher von 118 Bänden. Es besteht hauptsächlich aus Ausgaben vom 16. bis 18. Jahrhundert, die meisten von ihnen in Einbänden der Zeit.

Thematisch umfaßt der Bestand hauptsächlich historische Textausgaben der klassischen Philologien und Werke der europäischen Literatur sowie einige Bände historischer Journale und moralischer Wochenschriften. Darunter fallen mehrere Erstausgaben Wielands aus dem Verlag Weidmanns Erben und Reich, so die illustrierten Vorzugsausgaben der Dialogen des Diogenes von Sinope (1770) und des Neuen Amadis (1771), die zu den schönsten Beispielen der Leipziger Buchillustration des 18. Jahrhunderts zählen.

Prachtvoll gebunden ist die achtbändige Quartausgabe von Les Vies des Hommes Illustres de Plutarque (1721), eine kommentierte Plutarch-Übersetzung von André Dacier (1651 – 1722).

Eindrucksvoll sind auch die vier Bände der zweiten Ausgabe von Johann Christoph Adelungs Grammatisch-kritischem Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (1793 – 1801), die eine wichtige Ergänzung zum Bestand der Nachschlagewerke des Wieland-Forschungszentrums darstellen.

Die Herder-Bestände der Bibliothek Hans Dietrich Irmschers

Professor Dr. Christoph Irmscher überließ dem Wieland-Forschungszentrum 2014 einen Teil der Arbeitsbibliothek seines Vaters, des renommierten Herder-Forschers Professor Dr. Hans Dietrich Irmscher (1929 – 2009). Unter den insgesamt über 1400 Bänden und Materialien befinden sich einige historische Ausgaben, meistenteils frühe Ausgaben der Schriften von Johann Gottfried Herder, von denen einige recht selten sind. Sehr schön ist ein Sammelband mit zwei von Herders wichtigsten Aufsätzen, Plastik und Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele (beide 1778).

Den Hauptbestand bilden eine Vielzahl von Arbeits- und Studienausgaben deutscher Autoren des 18. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Herder und Johann Georg Hamann. Umfangreich ist auch der Bestand an Sekundärliteratur zu Herder, die meist in Widmungsexemplaren ihrer Verfasser an Irmscher vorliegt. Manchen Bänden sind die Begleitbriefe der Autoren beigelegt oder eigene und fremde Rezensionen. Darüber hinaus sind zum Teil auch Irmschers Antworten erhalten, die oft ausführliche Stellungnahmen zu den übersandten Forschungsergebnissen und -debatten sind. So dokumentiert der Herder-Bestand zugleich das Netzwerk der Herder-Forschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ist damit von wissenschaftshistorischem Interesse.

Der Bibliothek Irmscher ist ein Archiv von Arbeitsmaterialien angegliedert, das Irmschers editorische Arbeit an verschiedenen Herder-Studienausgaben ebenso abbildet wie seine Lehrtätigkeit (mehrere Ordner mit Vorlesungen und Seminarmaterialien).