Selbstverlag

Der große Erfolg seines Romans ›Agathon‹ (1766/67) bei Lesern und Kritikern ermutigte Wieland 1771 zum Selbstverlag. Über seine Kontakte warben er und seine Freunde für eine überarbeitete Neuausgabe und sammelten vorab kaufwillige Interessenten, die sich in eine Subskriptionsliste eintrugen und damit die Abnahme der bestellten Exemplare garantierten. Doch das Experiment mißlang, da Wielands Netzwerk sich als nicht tragfähig genug erwies und der mit der Herstellung beauftragte Buchhändler nicht das nötige Kapital hatte, die Exemplare vorab herstellen zu lassen. Philipp Erasmus Reich rettete das Projekt; die Ausgabe erschien 1773 im Verlag der Weidmannschen Buchhandlung. Die Subskriptionsliste wurde der Ausgabe beigebunden. Sie belegt, daß Wieland als einer der ersten deutschsprachigen Autoren vom Adel gelesen wurde, der sonst französische Literatur bevorzugte.

Ein anderes Selbstverlagsprojekt Wielands führte dagegen zu einem schweren Konflikt mit Reich: 1784 sammelte Wieland seine wichtigsten Versdichtungen in überarbeiteter Form in einer eleganten, dem französischen Stil nachempfundenen Taschenausgabe in Antiqua. Er bediente sich dazu des Strohmanns Johann Michael Maucke, eines Jenaer Druckers und Buchhändlers, der offiziell den Vertrieb der Ausgabe übernahm. Der erste Band enthielt allerdings Dichtungen, die Wieland dem Weidmannschen Verlag verkauft hatte. Der empörte Reich ließ den Band deshalb auf der Leipziger Messe mit dem Vorwurf des unrechtmäßigen Nachdrucks beschlagnahmen. Der Rechtsstreit konnte durch einen Vergleich beigelegt werden, in dem Wielands Recht auf Überarbeitung anerkannt und honoriert wurde. Die Ausgabe erschien von da ab allerdings wieder im Verlag der Weidmannschen Buchhandlung.

Auch Wielands ›Teutscher Merkur‹ ist ursprünglich ein Selbstverlagsprojekt. Von 1773 bis 1810 erschienen, gehört er zu den wichtigsten deutschsprachigen Zeitschriften des 18. Jahrhunderts. Monatlich informierte er über Kultur, Wissenschaft und Politik. Wieland veröffentlichte hier auch seine neuen Werke in Fortsetzungen, was wesentlich zum Erfolg der Zeitschrift beitrug. Der Weimarer Verlag von Carl Ludolph Hoffmann handelte den ›Teutschen Merkur‹ zwischen 1774 und 1785 auf der Leipziger Messe, um Wieland beim Vertrieb der von ihm selbst verlegten und verschickten Zeitschrift zu entlasten: »Ich habe, um dieser Geist und Herz erdrückenden Sklavensorgen loszuwerden, mit dem hiesigen Buchhändler Hofmann des Verlages und der Spedition halben einen Akkord getroffen, der zugleich die Abtreibung des räuberischen Nachdrucks zum Nebenzweck hat.«

Die Hoffmannsche Verlagsbuchhandlung vertrieb aber auch einige Einzelwerke Wielands wie dessen satirischen Roman ›Die Abderiten‹. Die Zusammenarbeit beruhte auf der Bedingung Wielands, diese Werke nur für eine Auflage abzugeben. Hoffmann vertrieb sie auf dem bedeutendsten Buchhandelsplatz, der Leipziger Messe, und bezahlte Wieland die Exemplare, die meist extra vom bereits stehenden Satz des ›Teutschen Merkur‹ abgezogen worden waren, in dem sie sämtlich vorab erschienen. Obwohl die Hälfte des Gewinns an Wieland ging, waren die Separatausgaben des berühmten Autors für den Hoffmannschen Verlag eine wichtige Einnahmequelle. Als jedoch die Verkaufszahlen des ›Teutschen Merkur‹ sanken und Wieland bei seinem Leipziger Verleger Reich bessere Konditionen für seine Werke auszuhandeln vermochte, konnte er auf die Einzelausgaben bei Hoffmann verzichten und die Zusammenarbeit wieder beenden.